Die Hinterglasmalerei, eine aus dem Religiös-Volkstümlichen stammende Technik, faszinierte Schrader sein Leben lang. Auch die Maler des deutschen Expressionismus entdeckten die Schönheit dieser alten naiven und oft sehr urwüchsigen Bildschöpfungen wieder. Es gibt Hinterglasbilder von Kandinsky, Marc, Klee und auch von ungegenständlich arbeitenden Künstlern.
"Der Malvorgang in meinen Hinterglasbildern Da Bild und Rahmen eine Einheit werden sollen, entstehen meine Hinterglasbilder immer im vorher gefertigten, gestrichenen oder vergoldeten und getönten Rahmen. Wegen des oftmals nötigen Wendens ist die Scheibe fest eingeheftet. Die Komposition wird skizzenhaft auf der Vorderseite der Glastafel entworfen, später wieder fortgewischt oder aber als wichtiges graphisches Element durch die während des Malens entstehenden Farb-, Firnis- und Lackschichten mit scharfer Nadel geritzt, mit Farbe ausgefüllt, bronziert oder mit Gold- und Silberfolie hinterlegt. Der farbige Aufbau entwickelt sich im Gegensatz zur gebräuchlichen Malweise von vorn nach hinten und erfordert ein umgekehrtes Bilddenken. Fehlgeratene Stellen können nicht übermalt, sondern müssen weggekratzt, ausgeschabt oder fortgewischt und mit neuer Farbe bedeckt werden. Im Endergebnis entsteht unter Ausnützung aller sich anbietenden malerischen und graphischen Möglichkeiten eine vielschichtige Farbhaut hinter dem Glas, deren Reiz wohl in keiner anderen Technik erreichbar ist. Material ist Öl-, Tempera- und Aquarellfarbe, rein oder in Mischung angewendet. Fast ausschließlich wird der Farbfilm hinten mit einer Zinnfolie abgeschlossen. Sie sichert die Schicht und steigert die Leuchtkraft der Farben. Durch unterschiedliche Trockenzeiten der verwendeten Mittel wird die Arbeit oft langwierig.
Meine ersten Hinterglasbilder entstanden 1932. Ich suchte einen Weg, das filigranartige Netzwerk meiner Radierungen mit intensiver Farbigkeit zu verbinden."
Gerhard Schrader 1960 Text zur Ausstellung seiner Glasbilder im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim
oben links: Nächtlicher Abschied, 1932 oben rechts: Wald der Träume, 1980 Mitte links: Über den Dächern von Berlin 1952 Mitte rechts: Don Quixote à la Mancha, 1948 unten links: zärtlicher Harlekin; 1952 unten rechts: Nachtleben auf St. Pauli, 1970
Download: Broschüre Gerhard Schrader Hinter Glas
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